Das wird heute ein etwas – ähem – anrüchiges Thema. Aber doch eins, mit dem sich jeder Welpenbesitzer auseinandersetzen muss: Ist er/sie schon stubenrein?
Unsere Wurf-Kolleginnen/-Kollegen hatten sich zu einer WhatsApp Gruppe zusammengeschlossen, und unvermeidlich schrieb die Erste bereits nach 14 Tagen nach Übernahme ab Züchterin (im Welpenalter von knapp 10 Wochen): ihrer sei bereits stubenrein.
Ursula und ich haben sie deswegen «gehasst» und ihr im übrigen sowieso nicht geglaubt.
Denn Xändi hat uns unverschuldet auf eine harte Probe gestellt. Bei der Übergabe/Übernahme erwähnte die Züchterin beiläufig, Xändi habe «e chli d’r Schiisser» – zu deutsch: sie habe etwas Durchfall.
In den ersten Tagen haben wir der Konsistenz ihres Stuhls daher wenig Bedeutung beigemessen, und haben die Weichheit ihres Kots der Umstellung der Umgebung zugeschrieben. Aber nach einer Woche hatte sie immer noch Durchfall, und anhaltender Durchfall kann für sehr junge Welpen durchaus lebensbedrohlich werden. Also auf zur Tierärztin.
Ursula ist in diesen Dingen extrem sorgfältig und gut organisiert, und so hatte sie bereits eine knappe Woche nach Übernahme ab Züchterin einen anlasslosen Vorstellungstermin bei unserer Tierärztin organisiert, damit sich Xändi bereits an das Prozedere gewöhnen könne. Dieser Termin verlief entsprechend sehr locker und entspannt, und Xändi hatte ausreichend Guetsli verabreicht bekommen um der Tierarztpraxis zukünftig positive Gefühle entgegenzubringen 😎
Aber nun, bereits eine Woche später, war der erste Ernstfall eingetreten. Xändi war offensichtlich nicht gesund. Nun folgte eine fast zweimonatige Odyssee, in deren Verlauf wir wöchentlich, teils mehrmals, zu Besuch bei unserer Tierärztin waren. Die Details bitte den nachfolgenden anonymisierten Tierarztrechnungen entnehmen. Ursula konstatierte irgendwann trocken: Xändi sei ihr bisher kostspieligster Hund:
Bemerkenswert hier: im Kot wurden Giardien nachgewiesen, eine Parasitenart die leider als hartnäckig gilt. Unsere Tierärztin mahnte uns zur Geduld und verordnete entsprechende Medikamente.
Es folgte der April, mit der folgenden Krankheitsgeschichte:
Die Giardien waren inzwischen anscheinend erfolgreich niedergerungen worden, aber nun wurden sowohl Kokzidien als auch Darmwürmer nachgewiesen. Dazu muss man wissen, daß unsere Tierärztin aufgrund des angeschlagenen Gesundheitszustands im April von der Verabreichung der eigentlich fälligen zweiten Dosis eines Anti-Wurm-Mittels bisher abgeraten hatte. Kokzidien gelten übrigens als eine auf Bauernhöfen endemische Parasitenart.
Nun gut. Unsere Tierärztin verordnete neben einer Umstellung des bisherigen Trockenfutters auch eine versuchsweise Gabe von Lamm- bzw. Pferdefleisch. Zum Glück gibt es in St. Gallen eine Pferdemetzgerei, wo ich ein paar kg Pferde-Hackfleisch besorgte, welches Ursula dann in der Pfanne anbriet. Nun wurde Xändi sogar bekocht!
Anfang April hatten wir noch einmal einen letzten Wintereinbruch mit kräftigem Schneefall. Und obwohl ich einen «Schiiss-Weg» auf dem Rasen freigeschaufelt hatte, musste Xändi sich doch für ihre «Bisi» immer abhocken und hat sich prompt noch eine Blasenentzündung geholt.
Wer sich nun fragt, wie man als Laie bei einem Hund eine Blasenentzündung diagnostiziert: da glaube ich, es hilft wenn man selbst schon mal eine gehabt hat und weiss, wie sich das anfühlt. Bei uns konnte Ursula diese Erfahrung beisteuern: Xändi hatte ständig(!) angezeigt, daß sie ein Geschäft verrichten wollte, ohne das sie letzlich etwas «produzieren» konnte. Diese (beginnende) Blasenentzündung wurde von unserer Tierärztin mit der erstmaligen (und bisher einzigen) Antibiotika-Gabe kurzfristig kuriert.
Ursula hatte zwischenzeitlich damit begonnen, ein «Schiiss-Tagebuch» zu führen, in der täglich Zeitpunkt, Menge und Konsistenz des «Produkts» aufgezeichnet wurde. Damit wir bei unseren wöchentlichen Tierarzt-Besuchen qualifiziert berichten konnten. Nun enthält so ein Schiiss-Tagebuch natürlich einige subjektive Angaben: die Uhrzeit ist noch die objektivste davon. Beim Kriterium «Menge» haben wir uns auf [wenig | mittel | viel] beschränkt. Beim Kriterium «Konsistenz» auf [flüssig | verliert unter Eigengewicht seine Form | teigig | fest (gut und vollständig aufnehmbar)]. Die letzte Stufe «fest» kam im April so gut wie nie vor.
Nun mus man bedenken, das kein Welpe ab Züchter/in (im Alter von 8 – 10 Wochen) stubenrein ist. Solange man in der Wohnung feste, glatte und abwischbare Böden hat, sind evtl. Malheure zwar ärgerlich, aber doch relativ unproblematisch. Wenn man aber Teppiche oder auch Teppichböden hat, hat die Vermeidung von Durchfall-Malheuren Top-Priorität und ist für alle Beteilgten extrem stressig. Da gilt offensichtlich: lieber einmal zu oft, als einmal zu spät raus gehen. Entsprechend stand Xändi in dieser Zeit akribisch und mit Argusaugen unter Dauerbeobachtung. Und ist beim leisesten Anzeichen gleich aufgehoben und vor die Tür getragen worden …
Erschwerend kam hinzu, daß inzwischen (April) auf den Wiesen draussen das Gras anfing zu wachsen. Auch wenn im Kanton Kot-Aufnahmepflicht (Säckli) herrscht, so ist doch die Aufnahme eines Durchfalls aus hohem Gras selbst beim besten Willen nicht rückstandsfrei möglich. Ich würde es einmal so formulieren: an den Stellen, an denen Xändi sich in dieser Zeit erleichtert hatte, hätte ich eher nicht die Picknick-Decke für mich und meine Liebste ausgebreitet.
So ging der April ins Land und es kam der Mai, ohne daß bisher eine durchgreifende und dauerhafte Besserung ihrer Verdauungstätigkeit eingetreten wäre. Dabei war Xändi trotz Allem jederzeit ausgesprochen(!) lebhaft und munter, hatte glänzendes Fell und hat auch gut und im erwarteten Umfang an Gewicht zugelegt. (Xändi wird jeden Donnerstag abend auf unserer Badezimmer-Personenwaage gewogen: ich halte Xändi im Arm und wiege mich mitsamt Xändi, danach wiege ich mich alleine. Die Differenz entfällt dann auf Xändi).
Im Mai trat dann endlich die ersehnte Normalisierung ein.
Ich könnte noch nicht einmal sagen, woran es letztlich gelegen hat. Irgendwann war Ursula es leid, für Xändi zu kochen und sie dabei immer noch mäkelig zu erleben. Als Xändi noch so richtig klein war, etwa zehn Wochen alt, haben wir es – auch nach Rücksprache mit unserer Tierärztin – nicht übers Herz gebracht, sie einmal einen vollen Tag lang auf Null-Diät zu setzen. Aber dann hat Ursula auf eine «Friss oder stirb» Strategie umgeschaltet.
Zurück zum Trockenfutter (immer noch für Welpen), und wenn sie die Gelegenheit zum Fressen nicht wahrnimmt, dann wird der Napf eingezogen und Xändi muss auf das nächste Zeitfenster warten. Das funktioniert jetzt gut und ergibt Wurschtis wie eingangs abgebildet. Auch die Zeiten haben sich sehr schön stabilisiert, auf typisch dreimal täglich: etwa eine halbe Stunde nach dem Aufwachen, dann ca. um 10:30, und zum Schluss gegen 19:00 noch einmal. Sie zeigt inzwischen auch sehr schön an, wenn es pressiert.
Also: wieder ein Meilenstein. (puuh!)
oh, je Xändi da hast du und deine Familie ganz schön was durchgemacht, nur gut, das du zu so einem erfahrenen Frauchen und auch Herrchen gekommen bist, die alles für dich gegeben haben, das es dir wieder gut geht.