Wie ein Berserker

«Als Berserker wird in mittelalterlichen skandinavischen Quellen ein im Rausch kämpfender Mensch bezeichnet, der keine Schmerzen oder Wunden wahrnimmt.» (Quelle). Kann auch so ein härziger Welpe sich wie ein Berserker aufführen?

Bin ich nicht härzig?!
Ruhe vor dem Sturm

Sie kann! Gestern hat sie uns eine dramatische Kostprobe ihrer Vitalität geliefert. Es fing im Grunde harmlos an: wir saßen zu Dritt auf dem Sofa, Xändi zwischen uns, und Xändi knabberte mit ihren spitzen Milchzähnchen an Ursulas Hand. Welpen tun das gerne und häufig, es ist ihre Art, die Welt um sie herum kennen zu lernen. Die Beißhemmung ist nicht angeboren, man muss sie ihnen erst beibringen. Wenn das Knabbern zu intensiv und schmerzhaft wird, soll man laut «Au!» rufen und das Spiel sofort abbrechen. Hat Ursula gemacht, aber ohne Erfolg. Xändi drehte immer weiter auf, kletterte an ihr hoch und versuchte, an Hals, Gesicht, Ohren zu knabbern. Schließlich schubste Ursula sie von sich weg in meine Richtung. Nun wurde ich traktiert, mit dem gleichen für mich schmerzhaften Ergebnis. Schließlich flog sie vom Sofa herunter. Dann stand sie vor dem Sofa – sie kann noch nicht alleine heraufspringen bzw. -klettern, und kläffte uns lautstark an. Was kann man da machen?

Ich stand auf, baute mich mit meinen ein Meter achtzig und ca. 80 kg dicht vor ihr auf und habe ihr ein sehr lautstarkes «Fertig!» entgegengeschleudert. Sie wich nur kurz aus, kam aber sofort wieder näher und kläffte umso lauter. Ursula und ich schauten uns ratlos an. Wenn so ein kleiner Knirps von 6 kg und ca. 5 mm kurzen Reisszähnchen jetzt schon so einen Terror machen kann, dann sollten wir nicht warten bis sie erst 22 kg wiegt und 2 cm lange Reißzähne hat. Wir mussten das Problem jetzt lösen.

Während Ursula und ich uns oben auf dem Sofa berieten, wie wir weiter vorgehen wollten, unter anhaltendem Gekläffe, hatte sich Xändi inzwischen unters Sofa verkrochen und fing an, unter Knurren und Kläffen die Unterseite des Sofas mit ihren Zähnen zu traktieren – die Sache wurde dringlich! Denn das Zerstören unserer Einrichtung wollten wir nun wirklich nicht dulden.

Schließlich holte ich ihr tragbares Schlafzimmer ins Wohnzimmer, diesen Kennel:

Kann man auch als Gummizelle verwenden

Darin ihre gewohnte Einrichtung: ein Schaffell, darauf ein altes Frotteehandtuch noch aus ihrer Welpenkiste bei der Züchterin, und ihr Spielzeug, ein Teddybär. Darin habe ich sie dann kurzerhand eingesperrt zur Ausnüchterung. Nun zog sie wirklich alle Register und randalierte mit voller Kraft: markerschütterndes und herzzerreissendes Gebell, Geheul, Winseln, Kratzen an Gitter und Wänden, Herumschleudern und Zerren an den Einrichtungsbestandtteilen. Das war für uns alle hart auszuhalten.

Endlich war sie dann erschöpft und kam zur Ruhe. Etwa eine Minute nachdem Ruhe eingekehrt war, liess ich sie wieder frei und sie betrat etwas zögerlich wieder das Wohnzimmer. Ursula hatte anscheinend ein schlechtes Gewissen und schlug vor, daß ich ihr nach all der Anstrengung einen Streifen Pouletbrust reichen sollte. Damit ist sie eine Weile beschäftigt und kann ihre Zähnchen dran auslassen. Außerdem wollten wir, daß sie mit uns positive Gefühle verbindet.

Pouletbruststreifen, ca. 30 Gramm

Nach dem Verzehr war sie wie ausgewechselt: saß ruhig und friedlich auf dem Sofa und ließ sich bekuscheln.

Sie muss tatsächlich rasenden Hunger gehabt haben, was unser schlechtes Gewissen nicht wirklich erleichtert. Zum Glück ist Xändi nicht nachtragend, und wir sind es auch nicht. Also alles wieder im Grünen Bereich, wie man so sagt.

Ursula und ich haben das Erlebnis zum Anlass genommen, die Mengenempfehlung vom Hundefutter-Hersteller nochmals genau zu studieren und werden Xändis tägliche Rationen ab sofort von 3 x täglich 75 Gramm auf 3 x täglich 90 Gramm erhöhen. Immerhin ist Xändi nun bereits elf Wochen alt und hat ihr Gewicht in der ersten Woche bei uns von 5.0 kg auf 5.9 kg gesteigert. Sie ist auch erkennbar in die Höhe und in die Länge gewachsen.

2 Gedanken zu „Wie ein Berserker“

  1. Guäts Mörgeli Ursula.
    Do gseh ich genau Xilli in däm Brichtli.
    Mi Partner hetsi eher beruähigt,ich bi no zu wenig sträng.Er het scho 6 Appenzeller gha und keinä isch sooooo tempramäntvoll gsi,wiä eusi Xilli.Mir hei gseit,dass mir beidi no niä so vill Zyt gha hei für ä Hund wiä jetz für Xilli und mir gniässes.Grüässli Monika

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